Sehr geehrte Damen und Herren!
Erst einen Tag nach der Frostnacht wurde der Schaden den „Väterchen Frost“ angerichtet hatte so richtig deutlich.
Kartoffeln, Bohnen sind schwarz geworden. Auch Getreide und vor allem Mais in Kältesenken hat es ordentlich erwischt. Die Maispflanzen
hatten zum Teil 4 bis 5 Blätter, die komplett abgefroren waren. Jetzt haben sich durch die warmen Niederschläge der vergangenen
Tage die geschädigten Mais- und auch Kartoffelpflanzen wieder erholen können und schieben neue vitale Blätter.
Die Bestände sind insgesamt sehr unruhig. Die nasse Ernte und Bestellung aus dem vergangenen Herbst hat auf den Böden
verdichtete Strukturen hinterlassen. Jede Fahrspur der Erntemaschinen und der nachfolgenden Bodenbearbeitung und Bestandespflege ist
sichtbar. Die Niederschläge konnten jetzt die Wuchsstadien etwas an- und ausgleichen.
Winterweizen:
Der Winterweizen in den unteren Lagen befindet sich in der Blüte. Die Blühstadien reichen in den unteren Lagen von Beginn ES
61 bis Mitte ES 65. In den oberen Lagen schiebt sich die Ähre nach oben, ab ES 51. Es ist in den unteren Lagen Infektionswetter
für Fusarien. Das feucht warme Wetter mit Temperaturen über 16°C begünstigt die Infektion. Das Risiko für eine
Fusarieninfektion ist derzeit sehr hoch, vor allem wenn die Vorfrucht Mais war und die Bodenbearbeitung ohne Pflug durchgeführt wurde.
Der Wind bringt die Sporen in die offenen Getreideährchen. Die Infektion wird erst zwei bis drei Wochen später sichtbar. Das
Ährchen bleicht aus, das Weizenkorn wird nicht vollständig ausgebildet. Dringt der Pilz bis zur Spindelstufe vor, so werden die
Leitbahnen unterbrochen und der obere Ährenteil wird dann nicht mehr versorgt, stirbt ab und bleicht aus. Das ist die partielle
Taubährigkeit. Der große Schaden entsteht jedoch durch die giftigen Stoffwechselprodukte der Pilze wie Deoxynilvalenol
(DON) oder Zearalenon (ZEA.), diese sind gesundheitsgefährdend. Der Gesetzgeber schützt Mensch und Tier durch entsprechende
Grenzwerte für DON und ZEA im Getreide. Sind die Grenzwerte im Getreide überschritten ist eine Verwendung für die
Ernährung von Mensch und Tier ausgeschlossen.
Der gezielte Einsatz von Fungiziden gegen eine Fusarieninfektion ist schwierig. Der Wirkungsgrad liegt zwischen 50 und 80%. Die
Fusarienspritzung mit einem Fungizid muss zwei, allerspätestens vier Tage nach erfolgten Niederschlägen in kritische
Bestände ab dem Ährenschieben. Prosaro, Proline, Osiris MP, Skyway Xpro, Input Classic und andere eignen sich für die
Behandlung gegen eine Fusarieninfektion. Informationen im Pflanzenproduktionsheft auf Seite 60 – 61.
Mais:
Die frostgeschwächten Pflanzen erholen sich langsam. Die Niederschläge haben die Wachsschicht reduziert. Vor einer
Herbizidbehandlung muss mindestens ein Tag sonniges Wetter sein, damit sich die Wachsschicht wieder aufbauen kann und die Maispflanzen
ihren Stoffwechsel wieder hochgefahren haben. Wurzelunkräuter wie Winden. Distel und Ampfer können erst ab einer gewissen
Wuchshöhe von 15 bis 20 cm wirkungsvoll chemisch bekämpft werden. Dazu werden Temperaturen tagsüber um die 20°C
benötigt, nachts sollte das Termometer nicht unter 10°C sinken um Schädigungen an den Maispflanzen zu erhindern. Es
muss eine wüchsige Witterung gegeben sein, damit die Herbizide wie Mais Banvel WG gegen Winden, Effigo, Lontrel 720 SG oder Vivendi
100 gegen Disteln und Harmony SX gegen den Ampfer wirken. In der Regel beschränkt sich diese Verunkrautung auf einzelne Platten in den
Beständen. Es ist daher zu empfehlen nur diese verunkrauteten Platten zu behandeln. Die mechanische Unkrautbekämfpung wird in
Mais in den kommenden Jahren eine stärkere Rolle spielen als die Jahre zuvor. Allerdings war die Bandspritzung in Mais in der
Kombination mit der Hacke vor Jahrzehnten schon einmal weit verbreitet und wurde in Meka noch gefördert. Mais zu hacken
erfordert die richtige Technik, Geduld und Fingerspitzengefühl für die Einstellung der Hackschare. Verkrustungen jetzt nach den
Niederschlägen können aufgebrochen werden und Stickstoff wird durch die Durchlüftung des Oberbodens mineralisiert.
Allerdings kann auch ein starker Niederschlag nach einer Hackbearbeitung den losgelösten Oberboden abschwemmen. Es ist und wird eine
Gradwanderung bleiben!
Sommergerste, Hafer:
Diese beiden Getreidearten werden sehr gerne durch die Larven des Getreidehähnchens als Nahrungsgrundlage aufgesucht. Die
Regenereignisse der vergangenen Tage haben jedoch die Larven von den Blättern abgewaschen. Es sind kaum mehr
Getreidehähnchenlarven oder auch Blattläuse zu finden. Eine Insektizidspritzung ist in den Beständen nach meiner Beobachtung
nicht nötig.
Bleiben Sie gesund!
Luise Lohrmann