Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Sonne hat uns doch nicht ganz vergessen. Diese Woche sollte laut Wetterborhersage das Erntewetter zurückkehren, es bleibt
jedoch unbeständig und kalt. Die ergiebigen Niederschläge haben dazu geführt, dass Lagergetreide jetzt mit Durchwuchs zu
kämpfen hat und der Hafer wieder neu austriebt. Die Druschergebnisse bei Wintergerste und Winterraps sind zufriedenstellend. Bei
Winterweizen leidet der Eiweißgehalt und jetzt kann auch die Fallzahl nach unten gehen. Die hohen Temperaturen vor dem Regen haben
eine Notreife verursacht, die Eiweißbildung behindert, weil die Pflanzen vorzeitig abgestorben sind. Die kühle und feuchte
Witterung der vergangenen Tage kommt den Soja- und Maispflanzen zugute. Die Pflanzen schieben derzeit die Fahnen und sind je nach Sorte und
Standort in der Blüte. Das Grünland erholt sich. Die zweite Schwalbenbrut ist geschlüpft. Winzig kleine Eierschalen liegen
in den Ställen auf dem Boden.
Winterraps:
Die Bodenbearbeitung jetzt nach den Niederschllägen für die Rapsaussaat sollte nicht zu früh erfolgen. Die Böden
müssen gut abgetrocknet sein um keine Verdichtungen durch die Bodenbearbeitung zu produzieren. Das aufgelaufene Ausfallgetreide kann
dann durch eine flache Bearbeitung mit Gänsefußscharen oder einer Scheibenegge erfolgen. Die Vegetationsdauer in den vergangenen
Jahren schiebt sich immer weiter nach hinten. Eine Rapsaussaat sollte je nach Witterung, Höhenlage und Bodenverhältnisse kurz vor
dem Monatswechsel oder im ersten Septemberdrittel erfolgen. Sorteninformationen sind unter nachfolgendem Link zu finden:
https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Sorteninformation. Für die Hochlagen haben sich in den
Landessortenversuchen über 4 Jahre die Sorten Allesandro KWA, Ambassador, Aurelia, Daktari, Ivo KWS, LG Activus, LG Adonis, PT 303 und
Scotch bewährt. Für die Beizung der Rapssaat gibt es zum Vorjahr keine wesentlichen Änderungen. Die insektizide Beizung
Lumiposa hat nur eine Teilwirkung gegen den Rapserdfloh. Vereinzelt sind Sorten auch mit Buteo Start gebeizt (Importware). In den
vergangenen Jahren war der Rapserdflohbefall jedoch sehr gering und kaum Fraßschäden sichtbar. Für den Fungizidschutz ist
die Standartbeize DMM oder Scenic Gold (Importware) eingesetzt. Ein gut abgesetztes Saatbeet das rückverdichtet, also gewalzt wurde,
ist eine vorbeugende Maßnahme um dem großen Schneckenaufkommen entgegen zu wirken. Die Kontrolle der Flächen über
ausgelegte Bretter, Säcke oder Schneckenfolie ist elementar. Treten Schleimspuren auf und sind Schnecken zu finden muss in den
Abendstunden ein Schneckenkorn auf die Fläche. Mittel zur Nacktschneckenbekämpfung sind im Merkblatt auf Seite 22
aufgeführt. Bitte die Anwendungsbestimmungen beachten.
Blühmischungen - Zwischenfruchteinsaat nach der Ernte:
Die Wahl der Zwischenfrucht richtet sich nach den Kulturen die innerhalb der Fruchtfolge angebaut werden. Steht Winterraps in der
Fruchtfolge, so ist auf Kreuzblüher wie Senf, Leindotter, Ölrettich und Kressearten zu verzichten. Diese sind Wirtspflanzen
für unterschiedlichste Rapskrankheiten wie Kohlhernie, Verticillium und andere. Ähnlich verhält es sich mit Leguminosen.
Sind in der Fruchtfolge verstärkt Klee als Futterpflanze im Anbau, sollte in den Zwischenfruchtmischungen kein Klee ausgesät
werden. Die Böden werden bei zu engem Anbau „kleemüde“ und die Kleeseide kann sich auf diesen Flächen sehr gut
ausbreiten. Die Kleeseide ist eine Schmarotzerpflanze die hauptsächlich Klee parasitiert. Jetzt fällt die Kleeseide durch ein
gelb-orange gefärbtes Geflecht in Leguminosen oder Brachebeständen auf. Sie verbrietet sich über Samen durch
Vögel aber auch über Bodenbearbeitungsgeräte, Ernte und Mähfahrzeuge. Eine gute Etablierung der Zwischenfrüchte
sichert in der Regel einen guten Bestand ab, der dann eine gute Bodengare aufbaut, Nährstoffe in den Boden anreichert und der Erosion
entgegenwirkt.
Kalkung:
Nach der Ernte bietet sich die Kalkung der Flächen an. Die Nutzung der Flächen bewirkt durch den Pflanzenentzug und die Abfuhr
der Ernte den Rückgang der Kalkverfügbarkeit. Durch die Auswaschung und dem Einsatz kalkzehrender Düngemittel wie DAP oder
Harnstoff wird der Kalk weiterhin minimiert. Acker- und Grünlandflächen haben einen Kalkbedarf um die
Nährstoffverfügbarkeit und die Bodenstruktur zu erhalten. Die Grund- Bodenuntersuchung gibt einen Hinweis auf die Kalkversorgung.
Liegt die Zustandsstufe der Kalkversorgung bei A und B so ist eine Aufkalkung dringend notwendig. Die Zustandstufe C weist eine
optimale Kalkversorgung aus. Es herrschen optimale Bedingungen für die Nährstoffverfügbarkeit und die Bodenstruktur. Liegen
die Zustandsstufen bei D und E ist keine Kalkung notwendig. Die Nährstoffverfügbarkeit kann durch die hohen pH-Werte
eingeschränkt sein. Ertrags- und Qualitätseinbußen sind anzunehmen. Der Einsatz von kalkzehrenden Düngern wie
Harnstoff, DAP SSA usw. ist empfehlenswert. Eine Erhaltungskalkung kann innerhalb der Fruchtfolge fest eingeplant werden, z. Bsp zu
Wintergetreide, besonders Wintergerste und Winterraps honorieren eine Kalkgabe aber auch Leguminosen. Für die Erhaltungskalkung sind
kohlen- und kieselsaure Kalke schnell wirksam und ausreichend. Auf mittleren und schweren Böden eignen sich für eine schnelle
pH-Wert-Anhebung, Brannt- und Mischkalke, wenn eine Aufkalkung notwendig ist. Diese Kalkdünger sind aber teurer.
Eine Kalkung darf nicht kurz vor oder nach einer Stickstoffdüngung erfolgen da die Kalke mit dem Stickstoff reagieren und der
wertvolle Dünger für die Pflanzen verloren geht.
Gutes Gelingen wünscht!
Luise Lohrmann